Radwandertag – von Graz nach Villach in einem Tag

Fotos: Gernot, Herwig | Text: Gernot
Nach sehr kurzer und nicht sehr detailreicher Planung starteten Herwig und ich mit dem Mountainbike am 9. August 2010 unseren “MTB Straßen Radwandertag” von Graz nach Villach. Ziel war es von Graz aus die Stadt Villach innerhalb eines Tages zu erreichen.

Wir entschieden uns am Vorabend aufgrund der kürzeren und unser Ansicht nach schöneren Strecke und auch weil Herwig (als Kind) einen Teil davon mit seinem Vater gefahren ist – allerdings hatte er damals mehrere Tage dafür gebraucht –  für die Variante „Graz-Deutschlandsberg-Eibiswald-Soboth-Lavamünd und dann der Drau entlang Richtung Ziel“. Wir schätzten die Strecke auf keine 200km Entfernung und maximal 1500 Höhenmeter, also durchaus innerhalb eines Tages, vor Einbruch der Dunkelheit, schaffbar. Ach ja, ein weiterer Grund für die Streckenwahl war auch, dass ich gebürtiger Eibiswalder bin.


Da es regnete ging es erst um etwa 8:30, ohne Gepäck und Licht, auf die relativ stark befahrene B76 bis nach Schlieb, wo wir das erste Mal Wasser auffüllten und zu unserer Verwunderung schon einige Höhenmeter in den Beinen hatten. Des starken Verkehrs wegen und auch wegen der Steigungen entschlossen wir uns dort unsere Route etwas zu ändern. So radelten wir, nach einer genialen Leberkäsesemmel am Stainzer Hauptplatz, durch eine, fast beängstigend wirkende, ruhige Gegend weiter bis nach Groß Sankt Florian – die ersten 40 km waren geschafft.


Über Gleinstätten und Eibiswald (wieder am geplanten Weg), wo Herwig und ich kurz zu meiner Mutter Hallo sagten und uns zum ersten Mal bewusst wurde, dass es vielleicht doch knapp werden könnte Villach vor Dunkelheit zu erreichen, ging es dann bei sonnigem aber eher kühlen Wetter bergauf auf die Soboth.


Nach einer Pause am dortigen Stausee und weiterem Anstieg erreichten wir die Landesgrenze (die steiermärkische Landesgrenztafel ist definitiv für sehr viele Menschen lesbar) und anschließend die sogenannte Aussicht.


Wir checkten die Reifen und fuhren, ich musste an den Tomschi denken der bei 70 km/h auf Asphalt gestürzt ist, bergab nach Lavamünd.
Gut gelaunt und wieder einmal hungrig in Lavamünd angekommen, dort gibt es übrigens sehr teure Schnitzelsemmeln, machten wir uns dann weiter auf den Weg entlang der Drau. Die Landschaft hatte sich verändert und die Temperatur stieg. Es ging an so manchem Kraftwerk, dort immer mit etwas Steigung verbunden, vorbei. Schön langsam machte sich Anstrengung bemerkbar und so fuhren wir über Brücken durch die beschauliche Gegend am Völkermarkter Stausee vorbei auf den aus Schotter bestehenden Drauradwanderweg. Die Landschaft war auch dort sehr schön aber veränderte sich kaum, was für meine Psyche nicht von Vorteil war.


Herwig erhöhte aus Zeitdruck das Tempo und es wurde richtig anstrengend. So ging es einige Zeit dahin und noch dazu kündigte sich ein Umweg von mehreren Kilometern an, um notwendigerweise noch etwas zu Essen kaufen zu können – der Tiefpunkt.


Aber nach einer unglaublich erholsamen Rast fuhren wir dann wieder, recht motiviert, wir wussten bereits, dass wir im Dunklen fahren würden, weiter Richtung Villach.


Nach einem Kurven-Ausrutscher-Sturz meinerseits, brach schön langsam die stockdunkle Nacht herein und wir tasteten uns auf einer von Bäumen umsäumten, unbeleuchteten Strecke – man konnte teilweise keinen Meter nach vorne sehen – entlang bis zu Herwigs in Villach lebenden erstaunten Vater, der bekam unerwartet sein von Herwig am Vortag in Villach ausgeborgtes Kartenmaterial zurück.


Um die Verwunderung besser zu verstehen musst du folgendes wissen: Am Vortag hat sich Herwig die Karte von seinem Vater in Villach ausgeborgt mit der Bitte von seinem Vater um baldige Rückgabe. Sein Vater ist die Strecke mit Übernachtungen vor unzähligen Jahren (Herwig war noch ein Kind) mit der ganzen Familie schon einmal gefahren und hatte viele Tipps parat. Natürlich hat ihm Herwig nichts von dem Ein-Tages-Plan erzählt. Na ja, und am nächsten Tag hat er die Karte schon wieder zurück und verstand die Welt nicht mehr!!! Die Mamma von Herwig war nicht weniger verwundert.


Schließlich erreichten wir um 22:17, nach einer anstrengenden, aber wirklich lustigen Fahrt, glücklich, und wieder einmal hungrig, nach 231km und 2500hm, Ursis Haus – We love to bike!