Die Graterfahrung – Karawanken

Vorhang auf und da steht er: mächtig und scheinbar unbezwingbar – fast so als ob er mich verhöhnen will. Jeden Tag in der Früh ist dieser Berg das Erste, was ich nach dem Blick durchs Fenster zu Gesicht bekomme. Jahrelang traute ich mir diesen Berg nicht zu. Zu steil, schwierig und ausgesetzt erschien er mir. Aber mit den Jahren wuchs auch meine Erfahrung beim alpinen Biken. Und so wagte ich im Jahre 2010 meine persönliche Erstbefahrung dieses Berges gemeinsam mit Wolfgang. Und siehe da: Die Abfahrt ist zwar mit das Schwierigste was ich bisher unter die Stollen genommen habe, aber es war doch viel mehr fahrbar als gedacht und das Knacken der unzähligen Schlüsselstellen machte großen Spaß.

Kurze Zeit später guide ich diese Tour für die “Grazer-Runde”. Mit dabei waren Helga, Gerit, Johannes, Franz, Wolfgang, Herwig und natürlich ich. Der Start dieses Mountainbiketages begann eher suboptimal. Durch die weite Anreise aus Graz hatten wir einen recht späten Startzeitpunkt. Und am Parkplatz kam Herwig dann drauf, dass er die zweite Videokamera scheinbar verloren hatte. Also fuhr er noch mal 400hm runter zu unserem Treffpunkt um die Videokamera zu suchen – leider vergebens, denn die lag sicher verpackt woanders in Villach. Naja, zumindest das schöne Wetter entschädigte teilweise für die Startschwierigkeiten.

Die Eckdaten für den Uphill:
700hm Forststrasse mittelsteil bis sehr steil
700hm Tragepassage durch steiles, gerölliges Gelände und Latschen

Die Eckdaten für den Downhill:
1400 hm extremes Gelände

Beim Uphill zeigte der Berg, wie erwartet, seine Zähne und unsere Kondition war gefordert. Als es später in die Tragepassage rein ging, wurde es nicht wirklich leichter und so zog sich die Gruppe recht schnell auseinander. Unterhaltung bot sich dafür in Form der Kommentare verwunderter, freundlicher Wanderer/-innen die wir unterwegs trafen:

“Ihr Armen, habt ihr euch verirrt? Da geht es nicht anders weiter.”

oder

“Bevor du dein Bike raufträgst, kannst du mich beim nächsten Mal rauftragen.” Unsere Antwort darauf: “Sicher wenn ich auf dir dann runterfahren kann.”

Endlich am Gipfel angekommen, weht uns eine wirklich kalte Brise von Süden her entgegen. Wir haben von diesem Lüftchen beim Aufstieg nichts mitbekommen, weil wir auf der Nordseite den Berg erklommen haben. Zum Glück befand sich der Downhill auch auf der Nordseite! Bei dieser Kälte fanden wir nicht einmal die Zeit für ein Grupenfoto am Gipfel. Nach einer recht flotten Jausenpause mit Wildtierfütterung, ging es an die Abfahrt.

Zunächst ging es den Grat entlang mit grandioser Aussicht nach Österreich und Slowenien. Aber recht bald bog der Trail nach links in die „Falllinie“ und der Spaß konnte beginnen. Der Downhill bot unzählige Schwierigkeiten und Schlüsselstellen, die mal kreativer, mal auf die direktere Art überwunden wurden… oder auch einfach ganz vernünftig ausgelassen wurden.

Unterwegs kreuzte unser Downhill eine bewirtschafte Hütte. Der Wirt kam heraus und ein nettes Gepräch begann:

“Kommts doch rein auf ein Suppe und ein Getränk ! Mich würde es echt interessieren ob die ganzen Geschichten über euch wahr sind!”

Anscheinend waren wir das Gesprächsthema in der Hütte der unzähligen, absteigenden Wanderer die wir zuvor bei unserem Aufstieg getroffen haben.

“Wir müssen leider sofort weiter, da es bereits dunkel wird und wir keine Lampen dabei haben.”

Während der letzten schwierigen 400hm Downhill wurde es verdammt dunkel. Dies ist wohl auf den Sonnenuntergang zurückzuführen und wir müssen von dem Trail auf eine Forststrasse abzweigen. So rollten wir alle, manche schneller – mache langsamer, den Berg hinunter Richtung Autoparkplatz. Nach einer so langen, extremen Tour kamen alle gesund an… bis auf Johannes… der verspätet sich. Weil ihm die Forststrasse hinuterrollen zu langweilig war, übte er das Manual fahren, verbremste sich und holte sich ein paar Schrammen. Typisch Johannes!

Faszit:
Super positives Feedback bezüglich Biken von allen getroffenen Personen am Berg !
Durchschnittlich wiegen die Bikes 15kg und die Rucksäcke mit voller Wasserfüllung um die 7kg!