Gipfelsturm in der Warscheneckgruppe – Totes Gebirge

Als ich voriges Jahr nach vier Stunden Bergsteigen diesen Gipfel auf 2336 Metern erreichte, wusste ich, dass dies ein Trail ist, der nur darauf wartet, befahren zu werden. Es gibt in dieser Region zwar zahlreiche ähnlich hohe Berge, jedoch keinen, bei dem der Trail den Grad entlang führt und noch dazu epische Ausblicke bietet. Als ich Herwig von meinem Vorhaben erzählte, meinte er, dass er voriges Jahr auch dort gewesen sei. Es stellte sich schnell heraus, dass unsere ersten Eindrücke nahezu ident waren. Somit war es beschlossene Sache; der Gipfel musste erklommen, der Trail befahren werden!


Bei den Vorbereitungen für die Tour konnten wir noch einen weiteren Mountainbiker für unser Vorhaben begeistern. Für Mike sollte es seine erste Bike-Bersteig-Tour werden. Wie der Begriff schon sagt, handelt es sich hier nicht um Mountainbiken im herkömmlichen Sinne. Kurz gesagt besteht die Tour aus ca. zwei Stunden Bergauf- Treten und weiteren zwei Stunden Bergsteigen mit geschultertem Mountainbike, teils in sehr anspruchsvollem Gelände.

Der Tag startete mit Nebel im Tal und ersten Sonnenstrahlen. Die ersten 500 Höhenmeter bewältigten wir mit dem Auto, um die Kraft für die noch folgende längere Tragepassage zu sparen. Danach ging’s gemächlich eine Forststraße hoch. Nach weiteren 500 Hm wandelte sich die Forststraße zu einem großteils fahrbaren, aber doch mit schwierigen Stellen gespickten Steig. Die 150 Höhenmeter entfernte Hütte visualisiert, den Laktatüberschuss überwunden und schon stand die erste Pause auf der Hütte bevor.
Da wir mehrere Aufstiegsvarianten in Betracht gezogen hatten, galt es, sich hier nochmals zu informieren, welche nun tatsächlich die sinnvollste ist. Die Hüttenwirtin, selbst Mountainbike begeistert, war sehr freundlich und konnte uns auch sehr hilfreiche Tipps geben.
Mit Informationen und Proviant versorgt, machten wir uns auf den Weg Richtung Gipfel. Da uns die Abfahrtsvariante bereits bekannt war, und uns von der schwierigsten Aufstiegsvariante abgeraten wurde, entschieden wir uns für die mittelschwere, das war zumindest der Plan.

Der Weg führte erst noch gemächlich ins Tal hinein und folgte einem glasklaren Gebirgsbächlein. Ab nun führte uns ein verspielter Pfad bergauf/bergab bis wir schlussendlich bei einer Alm ankamen.

Nun hieß es Mountainbike schultern und den 800 Höhenmeter Anstieg beginnen. Nach einer guten halben Stunde zeigte der Berg das ersten mal seine „Zähne“. Der Aufstieg führte uns über ein sehr steiles Geröllfeld inklusive Kletterpassagen. Der Blick zur bereits passierten Alm ist respekteinflößend, das Gelände ist richtig steil. Einen Fehltritt darf man sich hier keinen erlauben.

Nach diesem ersten und auch anspruchsvollsten Anstieg ging es weiter zum einem Plateau. Hier kamen wir mit einem Mitarbeiter des Alpenvereins ins Gespräch. Er war für die Instandhaltung der Wegmarkierungen zuständig. Obwohl Radfahrer in dieser Höhenlage wohl eher ein seltener Anblick sein dürften, war er von unserem Vorhaben begeistert, und half uns sogar, einige Szenen für das Video zu drehen. Dafür wollen wir uns natürlich herzlich bedanken!

Als dieser Weg sich mit einem weiteren zusammenschloss, war uns auch klar, dass wir wohl einmal falsch abgebogen sein dürften und doch die schwierigste Aufstiegsvariante gewählt hatten. Diese hat im Nachhinein betrachtet zwar länger gedauert, war es landschaftlich aber auf jeden Fall Wert! Die Vegetation wurde stets kahler, bis wir uns schließlich weit über der Waldgrenze befanden.

Der weitere Aufstieg auf diesem mit Geröll übersäten abschüssigen Grat war anspruchsvoll und schweißtreibend. Das Gipfelkreuz endlich in Sichtweite, bewältigten wir die letzten Höhenmeter spielerisch.

Das Speckbrot aufgegessen, die Dolen gefüttert, und den Reifendruck angepasst, konnten wir die Abfahrt kaum erwarten. Der Anblick vom Gipfel ist atemberaubend, man sieht den Trail, wie er sich den Grat entlang windet. Da der Untergrund aus losem Geröll besteht, warteten wir, bis keine Wanderer mehr den Berg hochkamen.

Es gilt, meist langsam und koordiniert zu fahren, die breiten Reifen in Kombination mit wenig Luftdruck geben viel Sicherheit und Gripp.

Den ersten Teil geschafft, geht’s nochmals auf ein Geröllfeld mit einigen Spitzkehren, welches zuletzt in einen flowigen Singletrail durch saftige Almwiesen übergeht.

Wieder an der Hütte angekommen, gönnten wir uns nochmals den hierzulande legendären Kaiserschmarren und resümierten die erlebten Eindrücke. Danach folgten wir einem weiteren abwechslungsreichen Singletrail, bis wir schließlich glücklich und erschöpft im Tal ankamen.